Anmerkung: Um die Anonymität von Helferin und Klient zu wahren, zeigen wir hier kein echtes Foto – stattdessen haben wir ein Symbolbild verwendet.
Wie fühlt es sich an, wenn ein kleines Ehrenamt große Wirkung zeigt?
Die junge Ärztin Lea hat genau das erlebt. Sie ist als Alltagsbegleiterin bei deinNachbar e.V. aktiv – ein sozialer Verein, der ehrenamtliche Hilfe für Pflegebedürftige anbietet und damit pflegende Angehörige entlastet.
In diesem Interview erzählt sie uns, warum sie sich ehrenamtlich engagiert, wie ihr Einsatz aussieht und wie erfüllend eine ehrenamtliche Tätigkeit sein kann – nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst.
"Ich wollte mich schon lange ehrenamtlich engagieren"
Ich bin Lea und ich bin 27 Jahre alt. Nach meinem Medizinstudium im Norden Deutschlands bin ich wieder in meine Heimat München zurückgekehrt. Ich wollte mich schon lange ehrenamtlich engagieren, aber es war für mich schwierig, weil ich in den letzten Jahren nicht viel an einem Ort war.
Jetzt, wo ich wieder nach München gezogen bin, dachte ich mir: „Jetzt mache ich es!“. Ich bin seit Anfang des Jahres 2025 Alltagsbegleiterin bei deinNachbar e.V..
„Er zeigt mir seine Dankbarkeit schon sehr“
Ich betreue einen älteren Herrn, den ich einmal in der Woche bei ihm zu Hause besuche. Seine Frau und sein Bruder sind letztes Jahr verstorben und seine Tochter und Enkeltochter können ihn natürlich auch nicht jeden Tag besuchen. Er ist deshalb relativ viel alleine und traut sich nicht so recht alleine vor die Tür. Deswegen motiviere ich ihn jedes Mal, dass wir zusammen rausgehen: Er mit seinem Rollator - und ich begleite ihn dabei.
Wir gehen oft einfach ins nächste Café und setzen uns dann dorthin, essen Kuchen, trinken Kaffee und unterhalten uns nett. Ich habe bemerkt, dass er am Anfang oft ein bisschen zurückhaltend war, aber mittlerweile blüht er echt auf. Dabei bin ich jedes Mal erstaunt, dass er schon viel lebendiger wirkt. Zudem bin ich oftmals überrascht, wie viel er sich von unseren Gesprächen merkt. Ich habe auch immer das Gefühl, dass er sich super freut mich zu sehen, auch wenn es „nur“ zwei Stunden in der Woche sind.
Er zeigt mir seine Dankbarkeit schon sehr. Und genau deswegen macht es mir jedes Mal Spaß, zu ihm zu fahren. Denn auch für mich ist es eine kleine Abwechslung vom Alltag. Zudem ist es für mich sehr praktisch, weil ich jetzt nicht weit von ihm weg wohne. Das heißt, ich kann einfach mit dem Fahrrad zu ihm hinfahren. Das ist für mich dann auch sehr entspannt und macht mir Spaß!
Jedes Mal, wenn ich mich verabschiede und wieder gehe, hat er ein Lächeln auf den Lippen und sagt auch immer „Danke! Schön, dass du da warst und mich besucht hast“. Er scherzt auch manchmal mit mir. Das finde ich so schön, weil man merkt, dass er wieder lebendiger und lebensfroher wird.
„Das ist für sie das Highlight des Tages“
Ich bin selbst auch jemand, der sehr ungern allein ist und ich denke, es gibt so viele ältere Menschen, die allein sind - wenn beispielsweise der Partner verstirbt. Gerade für diese Menschen ist das so viel wert.
Man kann sich gar nicht vorstellen, wie das für sie ist, wenn jemand mal zwei Stunden am Tag vorbeikommt und Zeit mit ihnen verbringt. Das ist für sie das Highlight des Tages. Für mich ist es quasi nur eine Tätigkeit, die ich mal so zwischendrin mache. Für sie ist es Gold wert.
„Es hat etwas ganz Besonderes, anderen Menschen seine Zeit zu schenken“
Ich würde sagen, dass man es auf jeden Fall einfach mal ausprobieren kann.Wenn man merkt, dass es nicht zu einem passt, kann man es wieder sein lassen. Aber wer schon immer mal über ein Ehrenamt nachgedacht hat, sollte es auf jeden Fall versuchen.
Man teilt seine Zeit mit anderen Menschen und verbringt schöne Momente miteinander. Und das hat etwas ganz Besonderes, anderen Menschen seine Zeit zu schenken. Das muss man einfach für sich selbst als eigene Priorität setzen. Ich glaube, jeder kann sich in der Woche zwei Stunden Zeit nehmen.
„Ich kann andere Helfer kennenlernen und meinen sozialen Kreis erweitern“
Was ich persönlich toll finde, ist, dass das Ganze über die Helfer-App läuft, in der man sieht, wo ein Einsatz ist. Zudem wird man immer über E-Mail informiert, wenn ein neuer Einsatz vorliegt. Was ich auch sehr gut finde, ist, dass bei dem ersten Kennenlernen (mit dem Klienten), jemand vom Verein mit dabei ist, der das Treffen anleitet.
Zudem gefällt mir an dem Verein sehr gut, dass nebenbei auch viel stattfindet, wie beispielswiese die monatlichen Helfer-Stammtische, bei denen ich leider noch nicht dabei sein konnte, mich jetzt aber das erste Mal angemeldet habe. Und auch für die nächste gemeinsame Wanderung. Dadurch kann ich andere Helfer kennenlernen und meinen sozialen Kreis erweitern.
Fazit: Deine Zeit kann Leben verändern
Leas Geschichte zeigt, wie wertvoll ehrenamtliche Arbeit in der Seniorenbetreuung ist– nicht nur für pflegende Angehörige, die entlastet werden, sondern auch für die Senioren selbst. Die Alltagsbegleitung ist eine wertvolle Form der gemeinnützigen Arbeit, die Pflege von Angehörigen ergänzt und einsamen Menschen neue Lebensfreude schenken kann.
Danke für deinen wertvollen Erfahrungsbericht, liebe Lea!
Wir freuen uns, in Zukunft weitere Berichtete unserer Helfer und Klienten hier mit Ihnen zu teilen!
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