Münchner Kirchenzeitung - "Man bekommt so viel zurück"

München, März 2020 - deinNachbar e.V. bringt Hilsbedürftige und Ehrenamtliche zusammen

"Wenn ich meine Klienten besuche, freuen sie sich auf mein Kommen, und ich freue mich auch, dass ich etwas Sinnvolles tun kann“, sagt Gerda Dillmeier. Die freundliche ältere Dame ist eine der rund 300 Ehrenamtlichen des Münchner Vereins „deinNachbar“. Seit zwei Jahren besucht sie Menschen zu Hause, um sich mit ihnen zu unterhalten, gemeinsam mit ihnen spazieren zu gehen oder einzukaufen. Aktuell steht sie zwei verwitweten hochbetagten Frauen und einem älteren verheirateten Mann zur Seite. „Er mag gern Schafkopf spielen. Als gebürtige Münchnerin kann ich das natürlich. Da haben wir viel Spaß dabei. In der Zwischenzeit kann seine Frau einkaufen oder zum Arzt fahren“, berichtet sie.

Jeden Donnerstag, Freitag und Samstag ist sie unterwegs, um bei den jeweiligen Klienten zu sein. Die Friseurmeisterin im Ruhestand wurde für ihr Ehrenamt von „dein Nachbar“ gut vorbereitet. Dillmeier hat dafür einen 40-stündigen Kurs des Vereins unter Leitung von medizinischen und hauswirtschaftlichen Fachkräften besucht. Seither darf sie sich „zertifizierte Alltagsbegleiterin“ nennen. Durch den Kurs hat sie zum Beispiel Informationen zu häufigeren Krankheitsbildern bei älteren Menschen erhalten und wie man etwa mit dementen Personen wertschätzend umgeht. Sie hat auch gelernt, wie sie zu Beginn einer Klientenbeziehung gut in Kontakt mit den besuchten Personen kommt.

Andere Ehrenamtliche von „deinNachbar“ unterstützen hilfsbedürftige Senioren durch hauswirtschaftliche Dienstleistungen, wieder andere assistieren beim Schriftverkehr mit Behörden. „Auf welche Weise man eingesetzt werden will, kann man sich bei unserem Konzept aussuchen. Auch den Einsatzradius und den zeitlichen Umfang legt man selbst fest. Und wenn Freiwillige vorübergehend oder dauerhaft nicht Gut vorbereitet  für Einsatz mehr zur Verfügung stehen, dann ist das zwar schade, aber es ist ihr gutes Recht. Bei uns muss sich niemand rechtfertigen“, erklärt Thomas Oeben, der geschäftsführender Vorstand des Vereins ist.  „Wir kennen alle unsere Helfer persönlich durch ein Vorstellungsgespräch. Beim Vorbereitungskurs lernen wir sie dann noch besser kennen“, berichtet Oeben. „Danach können wir gut einschätzen, wer zu welchen Klienten passt. Unsere Klienten sollen sich darauf verlassen können, dass wir unsere Helfer nach professionellen Standards auswählen.“

Zugleich werden die Ehrenamtlichen vom Verein davor geschützt, unter unzumutbaren Umständen tätig werden zu müssen, etwa in sogenannten Messiewohnungen. Deshalb sieht sich eine Fachkraft Der Verein hat tatsächlich ein  „Logistiksystem“, das seinesgleichen sucht: Helfer können nicht nur telefonisch oder per Mail erreicht werden, sondern auch mittels einer App, die mögliche Einsätze in ihrer Nähe anzeigt. Wer die Aufgabe übernehmen will, kann seine Bereitschaft ganz unkompliziert über sein Smartphone anmelden. Sagen mehrere Helfer zu, dann wählt die Einsatzleitung, die alle Ehrenamtlichen ebenfalls persönlich kennt, die Person aus, die voraussichtlich besonders gut zum Einsatz passen dürfte.

Moderne Technik und eine gute Begleitung der Ehrenamtlichen erleichtern den jeweiligen Dienst. T homas Oeben und Gerda Dillmeier wissen, dass Hilfe keine Einbahnstraße ist, und sind sich einig: „Man bekommt so viel zurück.“ Gabriele Riffert Die Autorin ist freie MK-Mitarbeiterin. jeweils vor Ort um, bevor Freiwillige geschickt werden. Pflegen sollen und dürfen die ehrenamtlichen Helfer natürlich nicht. „Dafür sind die Pflegedienste zuständig“, betont Oeben.

Der Betriebswirt und zweifache Familienvater engagiert sich seit Langem bei den Maltesern. „Ich bin katholischer Christ und ein gläubiger Mensch“, bekennt Oeben. Aus dieser Motivation heraus ist sein Engagement mit entstanden.  Vor allem aber die nüchterne Statistik, dass bis zum Jahr 2030 jeder siebte Mensch in Deutschland Unterstützung im Alltag brauchen wird, hat ihn zur Gründung von „deinNachbar e. V.“ gebracht. Bereits heute gibt es hier zu Lande rund vier Millionen Pflegebedürftige. Die meisten von ihnen werden zu Hause gepflegt, viele davon von Personen, die noch berufstätig sind. „Wir steuern auf eine prekäre Versorgungssituation zu“, betont der frühere Chief Operating Officer einer mittelständischen Aktiengesellschaft im Logistikbereich. „Deshalb wollte ich mein berufliches Know-how in den Dienst der Unterstützung von Hilfsbedürftigen und ihrer Angehörigen stellen.“ 

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